Girl Power in der KTG: Maryam Qasemi, Fußball-Nationalspielerin

Sie ist eine außergewöhnliche Fußballerin und besitzt mit 15 Jahren bereits eine beeindruckende Persönlichkeit- Maryam Qasemi aus der 10a, Spielerin der afghanischen Fußballnationalmannschaft der Frauen und bereits jetzt Gewinnerin des AFSO Cup (Afghan Football Support Organization). Portrait einer sportlichen Laufbahn.

Schon als kleines Mädchen interessierte Maryam sich für den Sport. Ihr jüngerer Bruder spielte Fußball und sie begleitete ihn gerne mit ihren Eltern zu den Spielen, bei denen sie immer mitfieberte. So äußerte sie schließlich als 10- Jährige auch den Wunsch, im Verein spielen zu dürfen und trat dem SV Oppum bei. Sie lernte schnell und entwickelte sich zu einer ehrgeizigen und erfolgreichen Spielerin, die sofort Spaß an der Bewegung, dem Miteinander und dem Wettkampf fand. Dabei spielte es für sie und ihre Familie zu keinem Zeitpunkt eine Rolle, dass der Fußballsport für Frauen und Mädchen in Afghanistan noch immer nicht sehr angesehen ist und eher als Männersport betrachtet wird.

 

Der Zufall und ihr gutes Profil bei Facebook beeinflussten für Maryam schließlich entscheidend ihre sportliche Laufbahn: Eine Spielerin der afghanischen Frauen- Nationalmannschaft schrieb sie im Januar an und fragte sie, ob sie Lust und Zeit habe, zu einem Sichtungsspiel nach Dublin in Kalifornien zu kommen. Begeistert sagte Maryam zu und flog voller Aufregung und Vorfreude ins zehntägige Trainingslager an die Westküste der USA. Neben ihr wurden Spielerinnen aus der ganzen Welt eingeflogen, die alle auf einen Platz in der Mannschaft hofften, sich aber natürlich nicht alle durchsetzen konnten. Tatsächlich konnte die Fünfzehnjährige mit ihrem spielerischen Können die amerikanischen Profi- Trainerinnen Kelly Lindsey und Haley Carter (Ex Nationalspielerinnen der USA). überzeugen. Seitdem ist Maryam mit der Rückennummer 12 Abwehrspielerin in der U19 und in der afghanischen Nationalmannschaft der Frauen.

Die erste afghanische Frauen- Nationalmannschaft wurde im Jahr 2007 einberufen; allerdings herrscht in Afghanistan noch immer nicht wirklich Gleichheit in der Gesellschaft, besonders für Frauen und Mädchen. Aus diesem Grund wurde 2016 die Nationalmannschaft mit afghanischen Spielerinnen aus aller Welt ergänzt, so dass sich die Mannschaft nun multikulturell zusammensetzt: Neben ein paar Deutschen spielen Mädchen und Frauen aus den Niederlanden, Schweden, Finnland, Kanada, den USA, Afghanistan und anderen Teilen der Welt zusammen. Gesprochen werden viele Sprachen, die gemeinsame ist Englisch. Bei den wenigen Gelegenheiten, zu denen die Spielerinnen aus der ganzen Welt einfliegen, müssen Spielzüge, Taktik und Laufwege schnell einstudiert werden, um das Team möglichst gut aufeinander einzuspielen. Maryam liebt die Tage in den Hotels mit den anderen Mädchen, die schnell zu Freundinnen wurden und mit denen sie viel Spaß haben kann.

 

Am 4. September stand die Fünfzehnjährige mit ihrer neuen Mannschaft bereits in Kalifornien im Finale des AFSO Cup (Afghan Football Support Organization) und gewann gegen den Salinas FC aus Mexico. Der nächste große Traum ist im November/Dezember die Teilnahme und (hoffentlich) der Sieg beim SAFF Women’s Cup, dem Südasien-Cup in Indien. Zuvor aber reist Maryam in den Herbstferien nach Taschkent, Usbekistan, um für die U19 vorbereitenden Freundschaftspiele gegen verschiedene asiatische Länder zu absolvieren.

Neben der Karriere als Fußballerin verfolgt sie aber auch ganz konsequent das Ziel, ihr Abitur an der KTG zu machen, um entweder ein Medizinstudium anzuschließen oder eine Ausbildung zur Pilotin zu machen, womit sie vielleicht sogar den Traum ihres Vaters verwirklichen und zu Ende bringen könnte.

Nicht nur in den USA hat die afghanische Frauen- Nationalmannschaft, die dort bereits Autogrammstunden gibt, inzwischen viele Fans- auch wir werden von nun an die Spiele verfolgen und Maryam und ihrem Team fest die Daumen drücken. Vielleicht trägt sie mit ihrem Traum vom sportlichen Wettkampf und der Überwindung von Barrieren auch etwas dazu bei, die Gleichheit im Fußballsport für Frauen und Mädchen in der afghanischen Gesellschaft zu fördern und Mädchen zu ermuntern, ihren sportlichen Weg zu gehen.

(c) Kurt-Tucholsky-Gesamtschule

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