Im Krieg verliert jeder

Richard Merländer, Kaufmann und Mitinhaber der Seiden- und Samtwarengroßhandlung Merländer, Strauß & Co in Krefeld, baute 1924/1925 sein privates Wohnhaus in Krefeld. Ab 1933 wurde er wegen seiner jüdischen Abstammung und als Homosexueller von den Nationalsozialisten verfolgt, sein Vermögen wurde schließlich beschlagnahmt, seine Firma  musste er aufgeben, das Haus verkaufen. 1942 wurde er in das KZ Theresienstadt deportiert und im September 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet.

Im Jahr 1989 richtete die Stadt Krefeld in der „Villa Merländer“ ein Dokumentations- und Begegnungszentrum ein, das sich mit der Zeit des Nationalsozialismus in Krefeld beschäftigt und das die deutsch-jüdische Geschichte in Krefeld erforschbar macht. Seit über 10 Jahren ist die Villa Merländer der Sitz des Kulturamts.

Nachdem die Schülerinnen und Schüler der 7e im Deutschunterricht ein Jugendbuch gelesen hatten, das in der Zeit des Nationalsozialismus spielt, kam natürlich schnell die Frage auf, ob derartige Ereignisse auch hier in Krefeld passiert seien. Um die Zeit und die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Zeit des Nationalsozialismus ein bisschen besser zu verstehen, besuchten die Schüler nun die Villa Merländer. Dort berichtete die Leiterin Sandra Franz im ehemaligen Wohnzimmer Richard Merländers in besonderer Weise nacherlebbar über die Geschehnisse in diesem Haus, das Schicksal des Besitzers und seines Bruders und den Bombenkrieg, der auch in Krefeld furchtbaren Schaden angerichtet hat. Sehr beeindruckt zeigten sich die Schüler von der Ausstellung zum Thema „Krefeld und der Nationalsozialismus“, die verschiedenste Materialien wie Fotos, Filme, verschiedene Gegenstände und Dokumente  bereithält und zum Teil interaktiv  die Schüler zur Erkundung auffordert.

Der abschließende Besuch des alten, inzwischen mit authentischen Gegenständen ausgestatteten Luftschutzkellers schließlich beeindruckte die Siebtklässler sehr. Die Vorstellung, in einem derartigen Raum angsterfüllt und in großer Ungewissheit über die eigene Zukunft bis zum Ende eines Bombenangriffes ausharren zu müssen, erfüllte sie mit großem Mitleid und auch Unverständnis für derartigen Hass, Verfolgung und Unterdrückung.

Treffend fasste schließlich ein Schüler die Erkenntnis aus diesem Besuch zusammen: „Im Krieg verliert jeder. Einen Gewinner gibt es nicht.“

(c) Kurt-Tucholsky-Gesamtschule

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