Ein Klassenzimmer voller Texthelden

Eine Reportage aus einer 9. Klasse

Zeitungen rascheln, leises Gemurmel und der Duft von frischen Brötchen erfüllen den Klassenraum. Auf allen Tischen liegen ausgebreitete Zeitungen: die neueste Ausgabe der Westdeutschen Zeitung. Emre und Alina sind vertieft in das Lösen des Kreuzworträtsels, das heute recht schwer ist, Han dreht sich zu Maja, zeigt auf einen Bericht und fragt:“ Hast du das auch gelesen?“

Fast wie an einem Samstagmorgen zu Hause am Küchentisch sitzen die Schülerinnen und Schüler des E- Kurses der 9d und 9f der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule bei einem Zeitungsfrühstück, das sie selbst organisiert und hübsch aufgebaut haben. Die Zeitungen dazu wurden wie jeden Morgen seit bereits fünf  Wochen kostenlos von der WZ zur Schule geliefert, denn der Deutschkurs nimmt teil am Projekt Texthelden.

Dass das Zeitung lesen eher etwas für ältere Menschen ist, war zu Beginn des Projektes die vorherrschende Meinung der Fünfzehnjährigen. Inzwischen aber freuen sich die Schüler auf das tägliche Lesen und den Austausch über die interessantesten Themen des Tages. In den sechs Wochen des Projektes erhalten die Schüler in den ersten 15 Minuten des Deutsch- Unterrichtes die Gelegenheit, in der Zeitung zu stöbern und über Themen, die sie besonders  ansprechen, erstaunen oder aufmerksam machen, im Plenum zu diskutieren und sich eine Meinung zu bilden.

So bekommen die Schülerinnen und Schüler nicht nur verlässliche Informationen, sondern lernen neben dem Aufbau einer Tageszeitung, von Fotos  und  Artikeln auch noch verschiedene journalistische Textformen wie z.B. den Bericht, die Reportage und die Kolumne kennen und probieren sie selbst aus. Dabei entstanden bereits interessante Texte.

„Es ist schön zu sehen, wie sich die Schüler untereinander über die aktuellen Ereignisse austauschen“, resümiert Frau Scheller, die Deutschlehrerin. Die Lehramtsanwärterin ergänzt: „Die Schüler sind unglaublich interessiert. Ich halte das für ein sehr gutes Projekt, das die Schüler fördert.“

Auch wenn der Ablauf vom üblichen Stundenbeginn abweicht und das Zeitunglesen doch ziemlich entspannt aussieht, werden durch das Projekt wichtige Fähigkeiten und  Wissen vermittelt, wodurch die Schüler auch lernen, eigene Artikel zu verfassen. Für die Kursarbeit z.B. sollten sie einer Ballade die notwendigen Informationen entnehmen und daraus einen Bericht schreiben.

Das Projekt Texthelden  wird von den Neuntklässlern als eine angenehme Abwechslung  im Schulalltag betrachtet. Deshalb befinden sich die Schüler auch jetzt schon wieder mitten in einer angeregten Diskussion über den Krim Konflikt. Was genau bedeutet Kriegsrecht und worum geht es eigentlich in dem Konflikt? Die interessierten Fragen und das engagierte Gespräch zeigen, dass die Schüler sich inzwischen wirklich eingelassen haben auf das Projekt mit dem Slogan „Texthelden. Mehr lesen. Mehr wissen.“

Am Ende der Stunde stürmen die Schüler in die Pause, Frau Scheller ruft ihnen noch hinterher: „Und denkt an die Hausaufgaben – die Reportage über das Projekt Texthelden!“ „Na klar“, lautet die Antwort. Und siehe da!

(c) Kurt-Tucholsky-Gesamtschule

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